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Kann Stärke aus Schwäche gedeihen?

ERLAUBEN SIE SICH UND ANDEREN ERNSTHAFT ÜBER SCHWÄCHEN ZU SPRECHEN?

Dieser Beitrag dreht sich nicht ums „Jammern“. Vielmehr geht es darum, was es bedeutet und was es mit uns macht, wenn wir uns anderen Menschen anvertrauen oder das eben nicht machen. In vielen Coachings der letzten 10 Jahre zeigte sich immer wieder, dass sehr viele Menschen ihre Probleme mit sich selbst ausmachen – sich sehr selten anderen offenbaren. Dieser Trend klingt vielleicht nebensächlich, ist jedoch alles andere als das. Die Auswirkungen dieser Haltung sind fundamental und können unnötig geradezu explosiven Druck in uns aufbauen.

Ich brauche keinen! ICH BIN STARK!!!

Unser Instinkt hat nicht ganz unrecht. Wenn wir niemanden brauchen, lässt uns das stark aussehen. Die Stärksten waren auch vor 20.000 Jahren jene, die am ehesten alleine überleben konnten. Die Gefahr von einem Raubtier überrascht und verletzt zu werden, war jedoch auch schon damals größer, wenn man zwar stark aber alleine war, als wenn einige durchschnittlich starke sich zu einer Gruppe zusammenfanden. Doch auch wenn man in einer Gruppe war, war es vorteilhaft stark zu sein.

In diesen Gruppen gibt es Rangordnungen und jene, die diese anführten, genossen Vorteile (z.B. zuerst essen, sich die Partner aussuchen, usw.), die man als Tribut an sie verstehen konnte. Dafür stellten sie ihre große Stärke der Gruppe zur Verfügung.

Woran glauben wir heute große Stärke zu erkennen? Wir kämpfen ja nicht ständig miteinander und müssen auch nicht oft wirklich unsere Fähigkeiten ausschöpfend beweisen.

Starke Menschen kommen nicht so schnell ins Schwitzen – im übertragenen Sinne.
Schwache sind bei den gleichen Aufgaben schnell am Limit, wo Starke entspannt und ruhig bleiben.
Mit wem würden Sie sich eher zusammentun, wenn Sie Erfolg anstreben?

Indem wir keine Schwäche zeigen oder gar ansprechen, wollen wir stärker erscheinen und uns damit attraktiver machen. Das hat also nicht nur mit oberflächlicher Eitelkeit oder Unsicherheit zu tun, sondern entstammt tatsächlich den immer noch wirksamen Urprinzipien, die uns mitsteuern. Natürlich hängt es auch mit dem Schutz unseres Selbstwertes zu tun, zu dessen außerordentlichen Bedeutung im Alltag ich bereits einen Beitrag verfasst habe.

Wahre Stärke muss sich nicht ständig beweisen. Wahrhaft Starke strahlen Ruhe und Gelassenheit aus, bis es eine Situation gibt, in der es notwendig wird, ihrer Kraft freien Lauf zu lassen.

Glaubwürdigkeit der Stärke

Problematisch ist allerdings, wenn wir Schwächen und Probleme haben und diese verschweigen. Schwächen sind dabei nur Aspekte, die Sie davon abhalten, Ihre Ziele zu erreichen – bzw. im Teamkontext, jene Aspekte, die das Team bremsen. Alles andere, was wir nicht können/haben ist irrelevant.

Irgendwann kommt es zu einer Situation, wo etwaige Mängel sichtbar werden. Nun versagt man nicht nur in der Situation – vielleicht kann man sich ja noch mal mit einer Ausrede rausreden – sondern, es zeigt unseren Weggefährten Folgendes: Wir waren nicht aufrichtig.

Für eine starke Teamstruktur ist es essentiell, dass wir uns gegenseitig richtig gut einschätzen können. Täuschung ist ein Kapitalverbrechen. Das sagt uns ebenfalls unser Urgehirn. Vor allem in Stresssituationen muss ich mich darauf verlassen können, was ich vom anderen weiß bzw. dieser behauptet. Denn darauf basiert, wie wir einander einsetzen – es muss alles ineinander greifen. Wer sich falsch darstellt, der täuscht und gefährdet damit das Überleben / den Erfolg der Gruppe.

Tatsächlich ist es so, dass es extrem selten ist, dass Menschen verletztend auf jemanden reagieren, der eine Schwäche offen zugibt – sofern die Person den Willen zeigt diese nicht zum Problem für die Gruppe werden zu lassen.

Jedem ist klar, dass niemand alles kann. Wenn wir offen mit Schwächen umgehen, sind unsere Stärken wesentlich glaubwürdiger. Wenn ein Team einen entspannten, offenen Umgang mit Stärken und Schwächen hat, dann können sie sich ideal darauf einstellen und werden nie in einer Gefahrensituation auf Unerwartetes treffen – das sie selbst verursachen.

Je besser wir uns kennen, umso besser können wir einander einsetzen und so die Stärke der Gruppe insgesamt massiv erhöhen. Täuscht man andere – und oftmals auch sich selbst – merkt man oft gar nicht, wie man bereits am künftigen Verhängnis schmiedet. Da wäre es fast praktisch, man hätte ein unmittelbareres Feedback hinsicht dessen, was man da gerade anstellt.

Gefahr des „in sich vergraben“s

Berta fühlt sich von Hector verstanden. Wenn Sie ihre Probleme/Schwächen anspricht, ist er aufmerksam und in seinen Antworten zeigt sich, dass er genau weiß, wie sie sich fühlt – und warum. Heutzutage offenbaren relativ viele Menschen anderen ihre Probleme, auch nicht ihren Freunden. Wir wollen nicht schwach wirken. Doch schlau ist das nicht.

Indem viele Menschen die eigenen Schwächen und Probleme nicht ansprechen, entsteht die Illusion, dass viele Menschen keine Schwächen hätten. Doch wenn die anderen keine Schwächen haben, wirkt es umso verfänglicher, wenn wir Schwächen haben. Schaut doch blöd aus, wenn wir die einzig schwache Person sind. Deshalb werden wir erst recht nicht darüber sprechen. Wieder so ein blöder Teufelskreis, der seinem Namen mehr als gerecht wird.

Wir machen uns also ganz viele Gedanken über unsere Schwächen – alleine. Je mehr wir über eine Sache nachdenken, umso mehr neuronale Energie lenken wir in den Teil des Gehirns, in dem dieses Thema angelegt ist. Durch diese Konzentration nähren wir dieses Problem und damit dessen Belastung auf uns. Es wird größer, dunkler, schwerer… „Was werden die anderen denken, wenn ich versage?“.

Wir alle haben das schon gemacht. Ich selbst war ein wahrer Meister des Negativ-Denkens. Unfassbar, wie viel Zeit ich über Probleme gegrübelt habe, die nie eingetreten sind oder die keine echten Auswirkungen hatten. Schafft man hier eine Wende, ändert sich das ganze Leben. Es ist fast so, als würde die Sonne aufgehen und die Welt erstrahlt in neuen Farben und neuer Wärme.

Befreiung durch Offenbarung

Im Coaching und genauso im Familien- und Bekanntenkreis höre ich immer wieder: „Bringt ja nix, darüber zu reden. Davon geht das Problem auch nicht weg.“ Wir alle wissen, das entspricht oft der Wahrheit. Wäre toll, wenn Probleme einfach durch ihre Benennung verschwinden würden.

Doch was hier übersehen wird, ist, dass unser Urinnerstes als soziales Wesen funktioniert. Wenn wir in einer starken Gruppe, Familie lebten – gerne auch vor tausenden Jahren –, dann half man sich gegenseitig. Die Stärkung meines Freundes bedeutet ja eine Stärkung meiner Gruppe und damit die Verbesserung deren Überlebenschancen – und damit auch der meinigen. Es ist also sinnvoll sich gegenseitig zu helfen, wenn man den Lebensweg teilt.

Deswegen ist es in unserem Gehirn positiv verankert, wenn wir unsere Sorgen anderen mitteilen können – sofern wir eine echte Resonanz erhalten. Allein das Aussprechen hat in dem Fall eine extrem befreiende Wirkung. Wenn Sie schon mal eine Zeit lang ein Problem mit sich herumgetragen und hin-und-her gewälzt haben, dann wissen Sie, wie viel leichter einem ist, wenn man es mit jemanden teilen kann. Das Problem verschwindet nicht, aber wir fühlen uns besser. Und subjektives Empfinden ist alles was wir haben – das ist unsere Realität!

Durch das Mitteilen können positive Effekte geschehen:
– Die Person, der man sich öffnet, kann helfen das Problem zu lösen.
– Die Person, der man sich öffnet, kennt jemanden, der uns helfen kann.
– Da der große Druck abfällt, können wir selbst das Problem leichter angehen.
– Durch das Erklären des Problems relativiert sich seine Größe und wirkt weniger bedrohlich.
– Indem wir es vermitteln müssen, verstehen wir das Problem besser und erkennen Lösungen.
– Die Perspektive unseres Gegenübers eröffnet uns auch eine neue Sichtweise.

Wir brauchen uns nicht einreden, dass es Menschen ohne Probleme gibt. Es wird praktisch nie passieren, dass wir auf Grund einer sympathischen Offenbarung verurteilt werden. Wichtig dafür ist jedoch:
– Sich nicht rausreden, wenn man etwas verbockt hat.
– Ehrlich und offen vermitteln, was wirklich Sache ist.
– Nicht vom anderen eine Lösung oder Hilfe erwarten (das kann ein erfreulicher Bonus sein)

Der richtige Umgang mit Schwäche, ist die Grundlage für herausragende Stärke.
Wer die Stärke hat sich seinen Schwächen zu stellen, gnadenlos ehrlich zu sich selbst und im nächsten Schritt im Umgang mit anderen zu sein, wird merken, wie schnell sich Vieles auflöst und wie viel schöner und leichter das Leben wird.

Wenn Sie Ihrem Team hierbei helfen wollen und Unterstützung benötigen, helfen wir Ihnen natürlich auch gerne mit Expertise, Vorträgen, sympathisch gehaltenen Workshops und Coachings weiter. In jedem Fall wünschen wir Ihnen viel Erfolg und viel Spaß dabei diesen zu erlangen.

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